Für mich stand zu Beginn meines Studiums bereits fest, dass ich einen Auslandsaufenthalt in meinen Bildungsweg integrieren will. Ob es ein Auslandssemester oder ein Praktikum im Ausland wird, ließ ich vorerst noch offen. In meinem 2. Mastersemester fand ich mich dann endlich im Rahmen eines Auslandspraktikums in der University of British Columbia (UBC) in Vancouver, BC in Kanada. Ich entschied mich für Vancouver, da ich vorher bereits meinen Onkel besucht hatte und mir die Stadt und die Natur sehr gefallen hatten. Zudem ist die UBC besonders auch in der Forschung sehr hoch angesehen.
Mein Wunschlabor sollte eins sein, in dem ich mehr über Bioinformatik lerne und somit nicht nur im Labor Experimente durchführen („wet lab“), sondern auch die Auswertung mithilfe bioinformatischer Tools machen würde, da ich vor einiger Zeit ein großes Interesse für die Bioinformatik entwickelt hatte. Leider hatte meine erste Wahl keine Kapazitäten für den Sommer, da dieser auch von den heimischen Studierenden genutzt wird, um etliche Praktika zu absolvieren. Ich habe mein Praktikum stattdessen doch in einem Labor absolviert, in dem ich überwiegen wet lab Experimente durchgeführt habe. Die Experimente beinhalteten auch Tierexperimente, wovon ich nicht sonderlich begeistert war. Daher habe ich bei diesen Experimenten nur zugesehen und kann für mich persönlich ausschließen, dass ich selbst je Tierexperimente durchführen werde. Dennoch habe ich sehr viel Neues gelernt und Einblicke in ein Feld bekommen, das ich bisher nur aus Literaturbüchern und Papern kannte. Mein Betreuer war sehr zufrieden mit mir und lobte mich ständig, dass ich sehr schnell Neues lerne und anwende. Ich bin vor allem erfreut darüber, sehr viele neue Methoden und den Umgang mit etlichen experimentellen Geräten in nur drei Monaten gelernt zu haben und kann mit Sicherheit sagen, dass vieles in Zukunft seine Anwendung finden wird.
Ich habe mich in Vancouver besonders wohl gefühlt, da Kanadier generell sehr nett, höflich und einladend sind. Auch die Atmosphäre im Labor war sehr angenehm und freundlich. Das einzige, was mich ein wenig gestört hat, sind die öffentlichen Verkehrsbetriebe, die überwiegend nur aus Bussen bestehen. Ich konnte aber meinen Aufenthalt in Vancouver sehr genießen, da ich Familie vor Ort habe und wir oft gemeinsam ausgegangen sind. Wir sind zum Beispiel nach Banff, in Alberta gefahren, was ich auch nur empfehlen kann, wenn man gerne Road Trips macht.
Außerdem habe ich während des internationalen Wettbewerbs BIOMOD in San Francisco im November 2016 das Team der UBC kennengelernt, welches dieses Jahr wieder dabei ist. Ich blieb mit den Teammitgliedern in Kontakt und so kam es dazu, dass ich auch an einigen der Meetings teilgenommen und meine Hilfe bei der Planung angeboten habe.
Nachfolgenden StipendiatInnen, die auch nach Vancouver wollen, rate ich besonders auf die richtigen Papiere und Formulare für die Einreise zu achten. Die kanadische Webseite kann durchaus sehr verwirrend sein, daher sollte man sich vorher bei der kanadischen Botschaft vergewissern, dass alles stimmt, da man mit einem deutschen Reisepass nicht unbedingt ein Visum beantragen muss, sondern mit der electronic travel authorization (eTA), welche in 2 Minuten online beantragt wird, einreisen kann. Man braucht unter gewissen Umständen jedoch das ein oder andere Permit. Kanada ist außerdem besonders teuer, also sollte man im Voraus einiges ansparen. Damit sei auch gesagt, dass man sich frühestmöglich um eine Unterkunft kümmern sollte, denn monatliche Mieten für kurzfristige Aufenthalten belaufen sich schnell auf etwa 1000 CAD (ca. 680 Euro). Zu guter Letzt will ich den StipendiatInnen noch ans Herz legen, die englische Sprache gut genug beherrschen zu können, um in Kanada zurechtzukommen. Die Kanadier selbst versteht man mit aller Leichtigkeit, doch dort sind sehr viele internationale Studierende, die etwas schwerer zu verstehen sind. Daher sollte man, wenn man nicht sehr sicher mit der englischen Sprache ist, vorher am besten einen Crash Kurs belegen.
Um alles schön abzurunden ist Vancouver im Sommer besonders empfehlenswert und man kann die Natur genießen. Ich kann sagen, dass ich während dieses kurzen Abschnittes meines Bildungsweges über mich hinauswachsen und mich neuen Herausforderungen stellen konnte. Und bevor man es sich versieht, ist man wieder zurück in Berlin und lebt denselben Alltag, den man vor drei Monaten schon gelebt hat – als wäre man nie weg gewesen.
Mariam Hammoud ist Stipendiatin des Avicenna-Studienwerks und studiert Biotechnologie an der Technischen Universität Berlin.
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