26. Oktober 2022
Wie haben Muslim:innen Ambiguität und Diversität innerislamisch verstanden und wie hat sich dieses Verständnis historisch entwickelt? Welchen Stellenwert hat Ambiguität im heutigen Lebenskontext von Muslim:innen?
Zu diesem weitreichenden Thema ist eine Reihe von Veranstaltungen unter dem Titel „Ambiguität und Vielfalt im Islam“ mit Expert:innen gewidmet. Ziel der Veranstaltungsreihe ist die Auseinandersetzung der Teilnehmenden mit innermuslimischer Vielfalt und dem Konzept der Ambiguitätstoleranz – theoretisch, historisch sowie praktisch.
In seinem 2011 erschienen Werk „Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams“ prägte Thomas Bauer den Begriff Ambiguitätstoleranz, der seither umfassend benutzt wird. In der Auftaktveranstaltung der vierteiligen Reihe am 14. September 2022 regte Jun.-Prof. Dr. Imran Schröter die Teilnehmenden zum kritischen Nachdenken an: Was haben wir unter Ambiguität und Ambiguitätstoleranz logisch-philosophisch zu verstehen? Wie äußert sie sich im Koran? Hat sie auch Grenzen? Und was bedeutet Ambiguität für unsere Lebens- und Glaubenspraxis?
Im zweiten Teil begrüßten die Teilnehmenden für eine Vertiefung dieser anregenden Fragen am 26. Oktober 2022 Prof. Dr. iur. Ҫefli Ademi, Professor für Islamische Normenlehre und ihre Methodologie an der Universität Münster. Mit einem Exkurs in die islamische Rechtstheorie und Rechtsphilosophie vermittelte er den Stipendiat:innen konkrete Beispiele und Methoden der systematischen Reflexionsprozesse in den verschiedenen Disziplinen des islamischen Rechts. Hierbei betonte er, dass Rechtsgelehrt:innen Ambiguität als Segen Gottes betrachten und Frieden, Sicherheit und Wohl in der Gesellschaft als übergeordnete/wichtigste Ziele des Rechts definieren.
Wir danken den Referenten und allen Teilnehmenden für die spannenden Veranstaltungen und freuen uns bereits auf die beiden weiteren Programme in der Reihe.