Schweiz: Auslandsaufenthalt am Luzerner Kantonsspital

Unser Stipendiat Fuad Moayed war im Rahmen des Praktischen Jahres seines Medizinstudiums am Luzerner Kantonsspital, in der Schweiz und berichtet:

Ich habe von Dezember 2020 bis Februar 2021 die Möglichkeit erhalten, im Rahmen des Praktischen Jahres meines Medizinstudiums eine Klinik in der Schweiz zu besuchen. Das Praktische Jahr im Medizinstudium ist unterteilt in drei Tertiale à vier Monate. Zwei der drei Tertiale müssen in der Chirurgie und der Inneren Medizin absolviert werden. Das dritte Tertial kann man nach eigenem Interesse belegen. Da ich im Laufe des Studiums ein großes Interesse an der Augenheilkunde (Ophthalmologie) entwickelt habe, habe ich mich dazu entschieden, das Wahltertial in der Augenheilkunde zu absolvieren. In diesem Fachgebiet ist das Luzerner Kantonsspital (LUKS) in der Schweiz ein renommiertes Krankenhaus. Das LUKS ist das größte Zentrumsspital der Schweiz und verfügt über vier Standorte mit hoher medizinischer Kompetenz. Der große Vorteil der Klinik liegt in der breiten Aufstellung, die sowohl konservativ, als auch operativ alle Subdisziplinen der Ophthalmologie umfasst. Der Schwerpunkt liegt auf der Hornhaut- und Refraktivchirurgie mit der Möglichkeit einer vielfältigen Ausbildung. Aufgrund der hohen Nachfrage und der Beliebtheit des Luzerner Kantonsspitals war eine frühe Bewerbung erforderlich. So bewarb ich mich bereits im September 2019 direkt im Chefarztsekretariat der Augenheilkunde in Luzern und erhielt erfreulicherweise nach einigen Wochen eine Zusage. Der große Vorteil war, dass ich im Personalwohnheim direkt auf dem Klinikgelände ein Zimmer anmieten konnte, weshalb ich es nicht weit zur Klinik hatte. Ziel meines Auslandsaufenthaltes war es, mir ein breitgefächertes Wissen in der Augenheilkunde anzueignen sowie das Erlernen der eigenständigen und verantwortungsbewussten Patientenbetreuung. Diese fachlichen und persönlichen Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern teilweise sogar übertroffen. In der ersten Woche wurde ich zur Einarbeitung in die Ambulanz eingeteilt. Hier konnte ich aufgrund des großen Einzugsgebietes viele verschiedene Fälle sehen, die alle Bereiche der Augenheilkunde umfassten. Nach der Einarbeitung durfte ich bereits in der zweiten Woche eigene Patient:innen in der Ambulanz untersuchen und im Anschluss dem/der Oberarzt/-ärztin vorstellen. Aufgrund der persönlichen Betreuung durch eine:n Oberarzt/-ärztin, erhielt ich direktes Feedback zu meiner Patientenvorstellung und meinen Untersuchungsergebnissen. Darüber hinaus gab es mir die Möglichkeit im Austausch einen Therapieplan zu entwickeln und über weitere Überlegungen zum Krankheitsbild zu diskutieren. So konnte ich in kürzester Zeit sowohl das eigenständige und verantwortungsbewusste Arbeiten üben, als auch mich fachlich in den verschiedenen Bereichen der Augenheilkunde weiterbilden. Besonders die Kommunikationsstruktur und die flache Hierarchie ermöglichten einen regen Austausch mit allen Ärzt:innen in einem sehr angenehmen Arbeitsklima. Die Ärzt:innen waren durchweg an der Lehre interessiert und ich wurde wie ein Assistenzarzt behandelt. Ich fühlte mich im Team integriert und habe mich dadurch auf Anhieb zurechtgefunden.

Anfängliche Schwierigkeiten gab es bei der Sprache. Das Schweizerdeutsch verwendet teilweise ganz anderes Vokabular als das bekannte Deutsch, weshalb es zu Beginn gewöhnungsbedürftig und schwierig war, den Gesprächen mit den Patient:innen zu folgen. Besonders die Schnelligkeit erschwerte das Verständnis. Nach einer gewissen Phase erlernte man die wichtigsten Wörter und gewöhnte sich daran. Im weiteren Verlauf konnte ich durch verschiedene Fachabteilungen der Augenheilkunde rotieren, um auf diese Weise so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln. Ich bekam einen Einblick in das Fachgebiet für die Hornhaut, Netzhaut, Neuroophtalmologie, Glaukom sowie das Lid. Dadurch hatte ich viel Abwechslung und konnte in nahezu allen Bereichen der Augenheilkunde mein Fachwissen erweitern. Ich wurde stets durch einen Assistenten betreut. Auch operative Eingriffe, wie Laserbehandlungen (refraktive Chirurgie) und größere Behandlungen, wie beispielsweise Hornhauttransplantationen, konnte ich beiwohnen und hierbei auch viel lernen. Es ist gerne gesehen, wenn man viel Eigeninitiative zeigt und sich einbringt. Neben der Arbeit mit den Patient:innen fanden wöchentlich jeweils zwei Teaching-Seminare zu ausgewählten Themen von den leitenden Ärzt:innen statt. Darüber hinaus gab es jeden Donnerstagnachmittag einen Journal Club, bei dem die neuste Forschung aus den verschiedenen Subdisziplinen der Augenheilkunde vorgestellt und besprochen wurden. Der reguläre Arbeitstag begann um 07:45 Uhr mit der Morgenbesprechung und endete um 17:00 Uhr. Außerhalb der Klinik bietet die Stadt Luzern eine atemberaubende Landschaft mit einem wunderschönen Bergpanorama. Dadurch gab es vielfältige Möglichkeiten, wandern zu gehen. Nebst dem Gebirge liegt die Stadt Luzern am großen Vierwaldstättersee, der schöne Spaziergänge oder Laufstrecken bietet. Auch findet man in der historischen Altstadt einzigartige Architekturen und mit der Kapellbrücke die älteste und mit 202,90 Metern, die zweitlängste überdachte Holzbrücke Europas.

Trotz der Covid-19-Pandemie hat die Stadt viel Freizeitmöglichkeiten geboten, weshalb es auch nach der Arbeit nie langweilig wurde. Insgesamt kann ich jeder/jedem Interessierten eine Reise nach Luzern sowie eine Famulatur bzw. Tertial am Luzerner Kantonsspital ans Herz legen. Neben dem Einblick in ein anderes Gesundheitswesen, bietet die Schweiz eine andere Form der Lehre. In der Schweiz ist man im Praktischen Jahr als sogenannte „Unterassistenz“ in der Klinik angestellt. Dies bedeutet, dass man Aufgaben einer/eines Assistenzarztes/Assistenzärztin übernimmt und eigenständig Patient:innen betreut. Dies ist für jede:n Medizinstudent:in eine sehr gute Gelegenheit, das selbstständige Arbeiten zu üben und sich fachlich weiterzuentwickeln.

 

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