Nach den verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs schloss die Bundesrepublik wie andere westeuropäische Staaten bilaterale Abkommen zur Anwerbung von Arbeitskräften mit Ländern im Mittelmeerraum. Diese Menschen, die in der kollektiven Narrative als „Gastarbeiter:innen“ bezeichnet wurden, haben maßgeblich zum „Wirtschaftswunder“ beigetragen. Ihre Schicksale und ihr Engagement erfuhren dagegen kaum öffentliche Aufmerksamkeit. Auch der politische Wille zur Teilhabe dieser Menschen am gesellschaftlichen Zusammenleben fehlte weitestgehend.
Das Avicenna-Studienwerk möchte mit der diesjährigen Verleihung des Avicenna-Preises eine gesamte Generation würdigen und ihren enormen Beitrag für die Gesamtgesellschaft auszeichnen. Am 28. Mai 2022 nahmen Mevlüde Genç, (Groß-) Mutter der Opfer des Brandanschlags in Solingen, Raifa Spahic und Mohamed Darazzi den Avicenna-Preis auf dem Welterbe Zollverein in Essen repräsentativ für alle Frauen und Männer entgegen, die vor 60 Jahren nach Deutschland gekommen und längst mehr als Gäste sind.