4. Preisverleihung an erste Generation der Muslim:innen in Deutschland

Nach den verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs schloss die Bundesrepublik wie andere westeuropäische Staaten bilaterale Abkommen zur Anwerbung von Arbeitskräften mit Ländern im Mittelmeerraum. Diese Menschen, die in der kollektiven Narrative als „Gastarbeiter:innen“ bezeichnet wurden, haben maßgeblich zum „Wirtschaftswunder“ beigetragen. Ihre Schicksale und ihr Engagement erfuhren dagegen kaum öffentliche Aufmerksamkeit. Auch der politische Wille zur Teilhabe dieser Menschen am gesellschaftlichen Zusammenleben fehlte weitestgehend.
 
Das Avicenna-Studienwerk möchte mit der diesjährigen Verleihung des Avicenna-Preises eine gesamte Generation würdigen und ihren enormen Beitrag für die Gesamtgesellschaft auszeichnen. Am 28. Mai 2022 nahmen Mevlüde Genç, (Groß-) Mutter der Opfer des Brandanschlags in Solingen, Raifa Spahic und Mohamed Darazzi den Avicenna-Preis auf dem Welterbe Zollverein in Essen repräsentativ für alle Frauen und Männer entgegen, die vor 60 Jahren nach Deutschland gekommen und längst mehr als Gäste sind.

Mit der Verleihung des Avicenna-Preises bringt das Avicenna-Studienwerk e.V. seine Anerkennung, seinen Respekt sowie seine Dankbarkeit für das unermüdliche Wirken für Verständigung, Vertrauen und Versöhnung der ersten Generation der Muslim:innen in Deutschland zum Ausdruck. Das Selbstverständnis der muslimischen Arbeitsmigrant:innen aus den 1960er Jahren hinsichtlich ihrer späteren Rückkehr in das Herkunftsland ist längst gebrochen. Die „Gäste“ sind hiergeblieben und mit einer wachsenden Anzahl von Menschen mit muslimischem Glauben der zweiten und dritten Generation begann sich das gesamtgesellschaftliche Bild zu verändern. Heute ehren wir die Menschen, die mit ihrer harten Arbeit die Grundsteine für ein gemeinschaftliches Leben gelegt haben.

Auch Reem Alabali-Radovan, Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration ehrte in einem Videogrußwort die Preisträger:innen:

Im Anschluss an die Preisverleihung fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „60-jähriges muslimisches Leben in Deutschland – Der Weg vom Hinterhof in die Mitte der Gesellschaft?“ statt. Auf dem Podium diskutierten Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor (MdB, Die Grünen) und Çagdas Eren Yüksel, Regisseur des Dokumentarfilms „Gleis 11“.
 
Auch nahmen wir die Preisverleihung als einen symbolischen Anlass dazu, um in einer feierlichen Zeremonie den 9. Jahrgang des Avicenna-Studienwerks zu begrüßen. In dieser Stipendiat:innen-Generation befinden sich Nachfahren derjenigen, denen Bildungs- und Unterstützungsmöglichkeiten häufig verwehrt blieben.

Fotos: Inci Sen

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