23. September 2021, Online
Mit dem im April 2021 durch den Bundestag verabschiedeten neuen Gesetz zur Regelung des Erscheinungsbildes von Beamt:innen entfachte erneut eine Debatte über ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst. Demnach können Verwaltungen in Bund und Ländern Beamt:innen künftig verbieten, religiöse Symbole, Piercings oder Tätowierungen offen zu zeigen. Neben anderen religiösen Minderheiten trifft das Gesetz auch muslimische Frauen mit Kopftuch.
Um dem Entscheidungsprozess über den Köpfen der Betroffenen hinweg entgegenzuwirken, luden Stipendiat:innen am 23. September 2021 zu einem Austausch über „Muslim:innen im Staatsdienst – sichtbar oder nur unsichtbar?“ ein und diskutierten mit Christine Buchholz (Die Linke) und Franziska Brandmann (Junge Liberale) über das neue Gesetz und seine Konsequenzen. U.a. teilten unter den Stipendiat:innen angehende Jurist:innen mit Kopftuch ihre Perspektiven und was die neue Regelung für sie bedeutete:
“Für mich war diese Veranstaltung die Chance, all meinen Unmut, meine Frustration und meine Ängste über die aktuelle Handhabung des Kopftuches in der Justiz sowie im öffentlichen Dienst in Worte zu fassen und als Sprachrohr für hunderte von Mitbetroffenen zu fungieren. Bei all den Gesetzesbeschlüssen wurde immer über uns entschieden – aber nie mit uns gesprochen. In dieser Veranstaltung habe ich wieder etwas Mut geschöpft, zu träumen. Von einer Zukunft, in der unser System stark und selbstbewusst genug ist, gesellschaftliche Vielfalt nicht nur zu tolerieren – sondern sie in allen Bereichen sichtbar zu machen. Denn entscheidend ist, was im Kopf steckt, nicht was ihn umhüllt. “ – Stipendiatin Hilal E., studiert Rechtswissenschaften.