An dem Land Südkorea war ich schon lange vor Beginn meines Studiums interessiert, nachdem ich ein Referat über das rasante wirtschaftliche Wachstum des Landes halten durfte. Ich habe angefangen mich immer mehr über die Kultur von Südkorea zu informieren, mir die Sprache in meiner Freizeit ein wenig angeeignet, und nach dem Abitur habe ich dann für drei Wochen das Land mit einer Freundin erkundet. In diesen drei Wochen ist mir die starke Medienpräsenz im Land aufgefallen, die erfrischende und andere Art, mit dem Thema digitales Zeitalter, Werbung, Internet umzugehen. Dieser Aufenthalt hat mich sehr bei meiner Studienwahl geprägt. Von meinem Auslandssemester in Seoul habe ich mir daher erwartet, dass ich neue Impulse und Herangehensweisen an die Medienwelt erlerne. Ich war ganz gespannt auf den Unterricht, der meinen Erwartungen absolut gerecht geworden ist. So hatte ich die Gelegenheit mehr über Vermarktungen in einem viel größeren Rahmen zu erlernen, als ich es bisher in meinem Studiengang Medien- und Kommunikationsmanagement getan habe.
Persönlich wollte ich mich mehr mit dem Land und der Sprache beschäftigen. In diesen fünf Monaten habe ich viele besondere Menschen kennengelernt, besonders die Zielstrebigkeit und der Ehrgeiz der Koreaner haben mich sehr inspiriert. Sie sind ebenfalls überaus gastfreundlich und offen,. So habe ich mein Koreanisch sehr schnell verbessern können und vielfältige kulturelle Facetten erfahren. Zudem konnte ich einige Plätze außerhalb von Seoul in Korea besuchen wie z.B. die Insel Jeju-do, auf der die längste Lava Höhle der Welt zu besichtigen istund Jeonju mit der größten Ansammlung an Hanoks. So werden die traditionellen Häuser in Korea genannt, die aufgrund der aufwendig dekorierten Dächer sehr an Tempel erinnern, dünne Papierwände haben und durch die Fußböden beheizt werden.
Fremd an der Kultur ist der sehr stark ausgeprägte Respekt Menschen älteren Alters oder Fremden/Kunden generell gegenüber. So verbeugen sich die Leute immer, wenn ein Kunde den Laden betritt, die Studenten verbeugen sich vor dem Lehrer. Auch sprachlich gibt es mehrere Respektformen und Anreden, die man gerade als Ausländer sehr gut lernen muss, da diese recht knifflig anzuwenden sein können. Das Alphabet ist als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt. Da es sehr leicht istgeht das Lernen der Sprache zum Glück sehr schnell.
Die Universitäten sind dort sehr groß, meine eigene (Kwangwoon University) war mit ihren 11.000 Studenten noch eine „kleine Universität“. Es gibt außerdem nicht nur eine, sondern zwei Prüfungsphasen und es fließen noch Mitarbeit, Projekte, Präsentationen und Anwesenheit in die Note ein. Bei diesen Projekten wird oft sehr viel Freiheit gelassen und die Hilfe der Dozenten ist garantiert. So hat uns ein Dozent dabei geholfen, einen Drehtermin für ein 3D Video bei KBS zu bekommen, dem ältesten Broadcasting-System Koreas. Dort durften wir bei den Journalisten, den Radiosprechern, den News-Studios und den Dreharbeiten von einem Drama hineinschnuppern – ein wahres Erlebnis.
Unitechnisch fand ich das System um einiges besser als in Deutschland, da wöchentlich benotete Präsentationen, Projekte und Essays anstehen: Das heißt, dass man zeitnah Rückmeldung vom Dozenten dazu bekommt, wie gut man die Kursinhalte verstanden hat und konkret anwenden kann. Ich habe in diesen 5 Monaten sehr viel gelernt, gerade für Studiengänge im Medienbereich ist ein Aufenthalt in Südkorea sehr spannend. Allerdings heißt das auch, dass man sehr viel für die Uni arbeiten muss. Es ist also gutes Zeitmanagement angesagt, um kulturell ebenfalls viel mitzunehmen. Da aber die Geschäfte und auch viele Sehenswürdigkeiten bis spät nachts offen haben, kann man auch nach dem Lernen noch einiges erleben.
Generell sind die Leute sehr freundlich und hilfsbereit. Ich habe es nie geschafft in Google Maps den gewünschten Zielort anzugeben oder gar eine Karte aufzumachen, ohne dass direkt mehrere Leute ihre Hilfe angeboten haben. Gerade ältere Leute sind da sehr zuvorkommend, schon oft haben sie uns sogar persönlich zu dem gewünschten Ziel gebracht.
Interessant ist, dass überall WLAN Boxen stehen. In den U-Bahnen, an den Laternenmasten, in den Bussen, sogar an Wanderwegen. Wenn man also eine koreanische SIM-Karte hat, kann man vom entsprechenden Anbieter das WLAN fast überall in jeder Stadt benutzen. Die Menschen sind ständig online, selbst ältere Leute schauen fleißig in den U-Bahnen inklusive eingesteckten Antennen ihre Lieblingsserien.
Zu einem Auslandssemester in Südkorea kann ich nur sehr raten, es ist auf jeden Fall eine großartige Erfahrung. Das Land hat sowohl kulturell als auch fachlich sehr viel zu bieten. Ich denke, ein bisschen von der Sprache sollte man sich vor dem Aufenthalt schon aneignen, da die meisten Koreaner nicht sehr gut Englisch sprechen. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass Südkorea ein sehr sicheres Land ist. Es ist wirklich sehr leicht sich einzuleben und sich an den ganz anderen Rhythmus zu gewöhnen. Südkorea ist mir eine dritte Heimat geworden, die ich sehr vermissen werde.
Amana Miloudi ist Stipendiatin des Avicenna-Studienwerks und studiert Medien- und Kommunikationsmanagement an der Hochschule Macromedia in München.