UK: Masterstudium an der University of Kent

Unsere Stipendiatin Yasmin Taheri absolvierte von September 2020 bis September 2021 ein Masterstudium im Fach „International Relations with International Law“ an der University of Kent in Canterbury, England und berichtet:

Ein Studium in Großbritannien – dieser Traum lässt mich seit der Schulzeit nicht los, spätestens natürlich seit Harry Potter, da bekenne ich mich schuldig. Seit jeher träumte ich von einem Leben zwischen britischer Cottage-Idylle und dem kosmopoliten London. Von September 2020 bis September 2021 habe ich also ein Masterstudium im Fach „International Relations with International Law“ an der University of Kent in Canterbury, England, absolviert.

Weshalb die University of Kent? Zum einen sprachen mich ihre vielversprechenden Flyer schon lange an, wenn ich in unserer anglistischen Bibliothek in Heidelberg an ihnen vorbeiging. „The UK’s European University“ stand geschrieben, ein Versprechen von Weltoffenheit, Diversität und führender akademischer Lehre. Das Versprechen wurde eingelöst und ich habe mich dort – gerade angesichts der Pandemie, welche meinen Aufenthalt leider um einige Monate verkürzt hat – mehr als wohlgefühlt. Zum anderen gab es meinen Wunschstudiengang in dieser Konstellation nur an dieser Universität, da die meisten anderen Universitäten Politikwissenschaften und Rechtswissenschaften nur als getrennte Disziplinen lehren. Da ich allerdings einen Bachelor of Law abgeschlossen habe, gerade aber Politikwissenschaften im Nebenfach im Master studiere, entsprach die Kombination von Internationalen Beziehungen sowie internationalem Recht genau meinem Wunsch. Auch vor Ort sollte ich dann den Geist der Universität als solchen kennenlernen, der interdisziplinär und über Konventionen und Traditionen hinweg die akademische Lehre progressiv prägen möchte. Namhafte Persönlichkeiten sind beispielsweise Kazuo Ishiguro als Absolvent und nun auch der diesjährige Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah, welcher ehemals Englisch und postkoloniale Literatur an dieser Uni lehrte.

Da der gesamte Master nur ein Jahr dauert, statt zwei wie in Deutschland, ist dementsprechend auch der Kursumfang (nicht aber das Arbeitspensum) geringer. Die Kurse in meinem Fach waren ebenfalls in Vorlesung und Seminar gegliedert, welche leider aufgrund der Pandemie ab Winter nur noch online stattfanden. Nichtsdestotrotz ist es den Dozent:innen gelungen, stets eine rege Teilnahme, spannende Diskussion and abwechslungsreiche Formate – wie etwa die Simulation einer Verhandlung mehrerer Staaten als eine Art Planspiel – zu schaffen. Eine der wichtigsten Erfahrungen meines Auslandsstudium war, als eine von vielen dennoch als Individuum wahrgenommen und als solches gefördert zu werden. Da die Kurse klein waren, kannten die Dozent:innen uns beim Namen, sind stets auf unsere Argumente eingegangen, haben uns ermutigt diese weiterzudenken und individuelles Feedback bei allen Essays und Referaten hinterlassen.

Einige Monate später war ich dann auch als Student Ambassador für das Department tätig. Dabei stand ich bei online Messen und Q&As als Vertreterin des Studiengangs für Fragen interessierter Studierender zur Verfügung und habe so auch einen Einblick in die Verwaltung und hinter die Kulissen der Lehre bekommen können. Auch hier ist mir aufgefallen, wie sehr die Universität bemüht ist, individuelle Geschichten, Hintergründe und Lebensläufe der Bewerber*innen zu berücksichtigen und ist in dieser Hinsicht viel flexibler als die starren Notenhürden an deutschen Universitäten, an denen Masterstudiengänge überwiegend konsekutiv gestaltet sind. Denn in meinem Studiengang habe ich unzählige internationale Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen kennengelernt, die alle ihren akademischen Horizont hier erweitern durften.

Die individuelle Förderung und Begleitung von Studierenden war insbesondere während der Masterarbeit sehr stark. Für die Ausarbeitung meiner „Dissertation“, wie es genannt wurde – die vom Umfang jedoch auch kürzer als eine deutsche Masterarbeit war – hatte ich einen persönlichen Supervisor, welcher seine Expertise mit mir teilte und mir als Mentor und Ratgeber zur Seite stand. In dieser Zeit habe ich mir über die Dissertation und über mein Thema hinaus sehr viel wertvolles Wissen aneignen können und wurde ermutigt, komplexe Sachverhalte noch weiter und tiefer zu denken. Diese Zeit war für mich unbeschreiblich bereichernd und unterschied sich auch hier deutlich von der sporadischen Betreuung deutscher Dozent:innen während Abschlussarbeiten. Auch während des Online-Unterrichts wurden wir stets umsorgt und es wurde mehrmals nach unserem Wohlbefinden als Studierende gefragt, Abgabefristen wurden angepasst und auf persönliche Schwierigkeiten wurde Rücksicht genommen. Das Studentenleben und die Lehre waren geprägt von einem respektvollen, überaus freundlichen, weltoffenen und auch reflektierten Umgang miteinander.

Die Universität überzeugt mit einem großen und wunderschönen Campus auf den Hügeln rund um das idyllische Canterbury herum. Der Campus übertrifft alles, was man als deutsche Studentin von einem Campus erwarten kann. Moderne, helle und einladende Gebäude, die mit moderner Technik ausgestattet sind, jeder Hörsaal bietet Steckdosen und USB-outlets am Sitzplatz (für eine Studentin, die es gewohnt ist, in deutschen Seminarräumen sich um Steckdosen einen Kampf liefern zu müssen – ein absoluter Traum), ein eigenes Kino neben der Bibliothek, in dem das ganze Jahr über Filme zum Preis von £3 laufen, Gebetsräume und eine eigene kleine Moschee, Food Trucks, etliche Restaurants und Bars mit Frühstück, Mittag- und Abendessen zum, für UK Verhältnisse, günstigen Studentenpreis.

Nicht selten findet man sich auf einer Bank auf dem Hügel vor der Templeman Library mit Kaffee und Laptop wieder, um auf die Stadt und die berühmte Canterbury Cathedral zu blicken. Canterbury ist eine romantische und sehr harmonische Kleinstadt, in der das Studentenleben zwischen all den Cafés, Bars und Restaurants nie zu kurz kommt. Der eine oder andere wird den Namen von Chaucer’s berühmten „Canterbury Tales“ kennen, die den englischsprachigen Literaturkanon maßgeblich geprägt haben. Von dieser Idylle ist es aber auch nicht weit zu mehr Trubel im lebhaften London. In weniger als einer Stunde fährt der Zug für £10 direkt zur London St. Pancras International Station. Ebenso ist man in einer halben Stunde Zugfahrt bereits am Meer an Stränden wie Botany Bay oder Margate. Auch wenn die Pandemie meinen Aufenthalt vor Ort verkürzt hat, bin ich froh und dankbar, diese bereichernde Erfahrung gemacht zu haben und empfehle sie jedem wärmstens.

Hier noch ein Video, wie ich ein paar Dinge zum Studiengang und dem Studium an der UoK erzähle:

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