Dilhan Esen, Promovendin in Neurowissenschaften

Dilhan Esen, 26 Jahre, promoviert in Neurowissenschaften in Frankfurt am Main.

„Ich ordne mich selbst als ‚liberale‘ Muslima ein. Anfangs war ich skeptisch, wie ich von den anderen Stipendiat:innen angenommen werde. Aber ich bin so begeistert von der Offenheit im Studienwerk und kann bestätigen, dass das Studienwerk wirklich für Muslim:innen jeder Ausrichtung und Stipendiaten:innen jeder Fachrichtung geeignet ist und alle Meinungen und Positionen willkommen sind.“

Wie bist Du auf das Avicenna-Studienwerk aufmerksam geworden?

Ich wünschte, ich hätte mich bereits als Studentin bei Avicenna beworben, aber damals dachte ich, dass mein eigentlich sehr guter Notenschnitt trotzdem nicht für eine Förderung ausreicht. Kurz bevor ich meinen Master in Neurowissenschaften abgeschlossen habe, stand dann fest, dass ich auch promovieren will. Ich promoviere in der Klinik für Psychiatrie in Frankfurt. Die Promotion wird nicht durch die Uniklinik finanziert, sodass mein Betreuer mich auf mögliche Stipendien aufmerksam gemacht hat. Das Avicenna-Studienwerk war dann das, was mich persönlich auch am meisten angesprochen hat. Daraufhin habe ich mich beworben, aber gar nicht viel erwartet. Umso glücklicher war ich, nachdem ich dann im Herbst 2018 die Zusage bekam. Ohne das Stipendium wäre eine Promotion finanziell für mich gar nicht machbar gewesen!

Welche Erfahrungen hast Du mit dem Studienwerk gemacht?

Ich bin dem Avicenna-Studienwerk sehr dankbar, dass es mir meine Promotion ermöglicht. Aber auch abseits der finanziellen Förderung habe ich sehr gute Erfahrungen mit dem Studienwerk und den anderen Stipendiat:innen gemacht. Ich ordne mich selbst als „liberale“ Muslima ein. Anfangs war ich skeptisch, wie ich von den anderen Stipendiat:innen angenommen werde. Aber ich bin so begeistert von der Offenheit im Studienwerk und kann bestätigen, dass das Studienwerk wirklich für Muslim:innen jeder Ausrichtung und Stipendiat:innen jeder Fachrichtung geeignet ist und alle Meinungen und Positionen willkommen sind. Innerhalb des Stipendiatenkreises haben wir ganz offen über sehr kontroverse Themen wie aktive Sterbehilfe, Homosexualität oder Organspende diskutiert. Dabei ging es immer fair und auf Augenhöhe zu – eine sehr bereichernde Erfahrung. Außerdem herrscht stets, auch mit der Geschäftsstelle, eine familiäre Atmosphäre und ich habe viele neue Freunde gefunden. Das bringt mich auch persönlich weiter. Ich hatte nie viele Muslim:innen in meinem Studienkreis und durch das Studienwerk habe ich ganz neue Anknüpfungspunkte gefunden.

Die ideelle Förderung des Studienwerkes hat mich aber auch generell bereichert, da sie interessante Ergänzungen zum naturwissenschaftlichen Studium bietet und zeigt, dass auch Naturwissenschaftler:innen religiös sein können. Außerdem wurde ich durch das Studienwerk auch immer wieder auf spannende, externe Veranstaltungen und Förderungsprogramme hingewiesen, die ich sonst nie bemerkt hätte.

Welche Pläne hast Du für die Zukunft?

Ich werde noch einige Zeit an meiner Promotion arbeiten und bin mir noch nicht sicher, was meine berufliche Zukunft bringen wird. Meine Promotion besteht darin, einen Einblick in die molekularen und neurobiologischen Grundlagen der Schizophrenie zu gewinnen, sowie mögliche pharmakologische Behandlungsstrategien zu finden. Daher schließe ich einen Wechsel in die Pharmaindustrie nicht aus.

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